Freitag, 03.07.2015

„Es ist normal, verschieden zu sein“

Sichtliche Freude nach bestandenem Examen: 20 neue staatlich geprüfte Heilerziehungspfleger mit ihren Lehrern.

20 Schüler des St. Vincenz-Berufskollegs haben ihre dreijährige Ausbildung in Heilerziehungspflege jetzt mit dem Examen abgeschlossen. Den Gottesdienst in der Kapelle des St. Franziskus-Hospitals feierte erstmals Rita Neisemeier mit ihnen, Theologin und selbst als Heilerziehungspflegerin in einer Behinderteneinrichtung in Ennigerloh tätig. An der anschließenden Feierstunde in der Cafeteria des Ahlener Krankenhauses nahmen Angehörige und Freunde teil sowie Vertreter der Einrichtungen, in denen die Absolventen ihre praktische Ausbildung durchgeführt haben.

Schulleiterin Renate Knobel befasste sich in ihrer Ansprache mit der Motivation der frisch Examinierten, einen Beruf in der Behindertenhilfe zu ergreifen. In der Gesellschaft sei „das Verständnis dafür, dass das Leben gerade auch aus Unvollkommenheiten besteht, abhanden gekommen“, zitierte sie den Soziologen Hartmut Rosa. Es herrsche Optimierungszwang. Andererseits suchten und wünschten alle Menschen Geborgenheit, so wie sie seien. In der Betreuung von Menschen mit Behinderung komme es darauf an, „als ganzheitlicher Mensch präsent und echt zu sein“, so Knobel. Dies stelle Ansprüche an die Persönlichkeit, aber auch an die erworbenen Fachkenntnisse. „Denn Helfen ist auch eine Frage des Wissens“, wie die Schulleiterin betonte.

Klassenlehrerin Beate Driewer stellte ihre Ansprache unter das Leitwort „Es ist normal, verschieden zu sein“. Mit einem Text in der Art eines Gedichtes arbeitete sie einige Leitideen der Arbeit für Menschen mit Behinderung heraus. „Es geht nicht um das, was uns trennt, sondern um das, was wir gemeinsam haben“, beschrieb sie einen zentralen Ansatz. Jeder Mensch sei wichtig: „Auch wer nicht rechnen kann, zählt mit, auch wer nicht sprechen kann, hat viel zu sagen, und auch wer nicht laufen kann, bewegt“, versicherte die Pädagogin. Sie hatte den Examenskurs durch die gesamte Ausbildungszeit begleitet.

Die Absolventinnen und Absolventen dürfen nun die Bezeichnung „Staatlich anerkannte/-r Heilerziehungspfleger/-in“ führen. Sie haben eine dreijährige Berufsausbildung hinter sich.
Bestanden haben Jonah Benterbusch, Kira Bolle, Melina Braun, Maike Busse, Anika Gräler, Anne Grüter, Anna-Lena Heitmann, René Hesse, Alexandra Hocks, Janina Horch, Eugenia Isaak, Lena Jungfermann, Lisa Köster, Michaela Lemmer, Sabrina Mingram, Lena Radziejewski, Sabrina Ramona Thys, Miriam Wiehetek, Fiona Wynter-Mingram und Anika Ziwitza.